Altenburg im Rockfieber |
Schweinsohr Selection begeistert |
Wenn, neben anderen, ein Fachbereichsleiter, ein Professor für organische Chemie und ein Architekturphotograph – Spezialgebiet, laut Who‘s Who: „orthogonale Abwicklungen von historischen Fassaden als Grundlage für Schadenskartierungen und Restaurierungsmaßnahmen“ – zusammen auf der Bühne stehen, was mag dabei herauskommen? Nun, wenn es sich um Uwe Gaasch, Walter „Waldi“ Bauer und Norbert Schramm handelt, dann ergibt dies ( mit sieben weiteren Vollblutmusikern) eben die Schweinsohr Selection.
Freilich – das wundert kaum, geht der Schweinsohr-Sound doch allemal bis ins Blut, wenn nicht weiter. „Funky Town“ – in eine solche verwandelte sich die sonst so ruhige Domstadt, dank etwa der fetzigen Interpretation von Steve Greenbergs Hit aus den Siebzigern. Funk also, Soul und ein bisschen Softrock – das alles „made in Franken“ – ist das Markenzeichen der Schweinsohren. Sie mischen Coverversionen mit eigenen Songs, auch Instrumentals. Und immer geht die Post ab, und wie. Bei Stevie Wonders „Superstition“ erweckte die Schrittfrequenz der Sängerin Irmgard Klarmann den Eindruck, sie laufe sich schon mal warm für den Altenburg-Bergsprint anderntags. Neben wild-funkygem Tastenspiel gefiel Keyboarder Harald Hauck auch mit weicheren Tönen, so in der Einleitung zu „Just the two of us“ von Bill Withers. Bei der Schweinsohr Selection sind es aber nicht bloß zwei, die die Musik machen. Passend zum Repertoire (und häufig an die Gruppe Chicago erinnernd) das Blech: Der Trompeter Roland Horsak konnte in Gloria Estafans „Oye mi canto“ lateinamerikanisch abfeiern, während Ralf Bauer an der Posaune bei Stevie Wonders „I wish“ mit einem Solo glänzen durfte. Fulminant und nicht zu Unrecht als „Stimme Bambergs“ bezeichnet Uwe Gaasch, der nach eigenen Worten „eigentlich vom Heavy Metal“ kommt aber, so Klarmann, „hier einen auf lammfromm macht“. Harold Melvins Ballade „If you don‘t know me by now“, die die beiden im Duett sangen, stand das jedenfalls gut an. Da durften dann endlich auch die Tänzer sich erholen. Nach Mitternacht und nach Zugaben fand mit „Against the odds“ ein grandioser Sommerabend sein Ende. Mehr davon, und zwar bald. Jürgen Gräßer |